Das Reich der Geister
Wo liegt es,
das Geisterreich? Seine Grenzen sind in Nebel verborgen, und nicht jeder kann
es finden.
Einmal liegt es gerade hinter dem Horizont, ein andermal unter unseren Füssen,
obwohl es auch Zeiten gab, zu denen es als wirklich existierender geographischer
Ort galt.
Die Waliser zum Beispiel dachten zunächst, das Reich der Geister
und Elfen läge im Norden hinter ihren Bergen. Später
suchten sie es im Westen auf der nebligen und felsigen Halbinsel Pembroke und
verlegten es schließlich auf einer Insel in der Irischen See vor der Küste von
Pembrokeshire. Die Insel wurde regelmäßig von Seefahrern gesehen, dei manchmal
sogar dort landeten. Ebenso regelmäßig verschwand sie aber wieder, obwohl die
Geister dieser Insel oft auf Märkten in Wales gesehen wurden.
Auch Iren kannten
die Geisterinsel. Sie nannten sie Hy Breasil und sagten, sie läge im Westen.
Die Briten dagegen vermuteten ein Geisterreich auf der sagenumwobenen Insel
Man.
Das berühmteste Zauberreich
ist wahrscheinlich Avalon. Ein
Dichter des 15. Jahrhunderts berichtet, wie
der legendäre Koenig Artus tödlich
verwundet hierher gebracht wurde, um von vier Elfenköniginnen wieder gesund
gepflegt zu werden. Noch
heute so berichtet die Sage,
liegt Koenig Artus mit seinen Rittern in tiefem Schlaf in einem verzauberten
Hügel und wird wieder auferstehen und über das Land herrschen, wenn seine Stunde
gekommen ist.
Ganz plötzlich und unerwartet können wir manchmal einen Blick in das herrlich
strahlende und glitzernde Zauberreich werfen, bevor es verschwindet, genau so
plötzlich wie es erschien. Seine Grenzen sind überall um uns, doch sie verschwimmen
in Dämmerlicht, Nebel und Phantasie, geradeso wie der Meeresboden vor einer
Küste aufleuchtet, ehe ihn die Flut wieder bedeckt.
Je nachdem, wo sie beheimatet sind, unterscheidet man zwischen
verschiedenen Geisterarten. Da gibt es einzeln für sich lebende Feen und ländliche
Kobolde, die in Wäldern, Hügeln und Höhlen hausen. Manche wählen einen Baum
zu ihrer Behausung, mit dem sie dann gewissermaßen verschmelzen.
Andere wiederum wohnen auf Geisterinseln oder in Ländern unter dem Meer. Es
gibt aber auch Wassergeister im Meer, in Seen und Flüssen. Auch Hausgeister
gibt es, wie zum Beispiel die Heinzelmännchen.
Die
Formen des Zusammenlebens sind bei den verschiedenen Zauberwesen sehr unterschiedlich.
Sie reichen von den einsamen für sich lebenden Lepracauns, einer Art von Kobolden
in Irland, über Sippen bis zu großen, hierarchisch gegliederten Gemeinschaften,
die oft ganze ausgehöhlte Hügeln bewohnen.